Meiner Leidenschaft im Friesennerz bei Regen unterwegs zu sein hatte ich allerdings auch beibehalten. An einem Sommertag, als sich wieder einmal alleine zuhause war, regnete es sehr stark. Ich zog meine Gummistiefel an, meinen Friesennerz, ein Sweatshirt und eine Jeans und setzte mich aufs Fahrrad. Ich wollte einfach noch ein wenig durch den Regen fahren. Ich fuhr an einem Kanal entlang. Es schüttete in Strömen. Ich stieg vom Rad. Ich ging die Böschung hinunter zum Kanal. Diese war sehr steil. Ich stand am Rande des Kanals und tat genau das, was sich nicht mehr vermeiden ließ: ich ging langsam ins Wasser. Die Böschung war so steil, dass ich nur zwei Schritte gehen musste, bis ich ins Wasser hinein rutschte. Ich verlor den Boden unter meinen Füßen- und machte meine ersten Schwimmzüge in voller Bekleidung. Auch das ist für mich heute immer noch ein schöner Augenblick: wenn ich bis zur Hüfte im Wasser stehe, mich dann nach vorne gleiten lasse und dann die ersten Schwimmzüge mache. Ich schwomm einige Meter im Kanal auf und ab. Ich hoffte dass keine Passanten vorbeikommen. Es regnete immer noch in Strömen. Ich war überrascht, dass die nasse Kleidung mich nicht nach unten zog. Einzig und allein die Stiefel wirkten schwer im Wasser. Die restliche Kleidung verhinderte eher, dass ich nicht schneller schwimmen konnte. Aber darum ging es nicht. Ich war glücklich und aufgeregt zur gleichen Zeit. Ich stieg immer wieder aus dem Kanal um zu sehen ob irgendwelche Passanten vorbeikommen. Aber es war einsam. Und so hatte ich den Kanal für mich.

Ich bemerkte auch, dass es ein schönes Gefühl ist wenn man aus dem Wasser steigt und die Kleidung triefnass am Körper klebt. Genau das ist der Punkt, den viele Leute nicht mögen. Ich aber fühle mich wohl darin. Ich nutzte die Situation noch redlich aus um meine Leidenschaft auszuleben. Nass war ich eh schon und wollte es auch sein. Ich kletterte immer wieder aus dem Kanal heraus, nahm Anlauf und sprang so wie ich war immer wieder in das Wasser hinein. Ich schwomm, ich tauchte bis zum Untergrund und ruhte mich am Ufer aus. Nach einer Weile stieg ich wieder aufs Fahrrad und fuhr nachhause. Natürlich legte ich mich erst einmal in die randvolle Badewanne. Durchgefroren war ich schon.

Aber eins war klar: ab jetzt würde ich regelmäßig bekleidet schwimmen gehen. Was auch immer die Menschheit dazu sagen würde.

Es sollte allerdings noch Jahre dauern bis ich von meiner Leidenschaft irgendjemand erzählte beziehungsweise bis ich im Internet herausfand, dass es sehr viele Leute gibt, die bekleidet baden und schwimmen. Heute weiß ich, dass ich in guter Gesellschaft bin. Die Freunde, die die nassen Klamotten haben zieht sich durch die ganze Gesellschaft. Alt, jung, Akademiker bis hin zum Handwerker, überall findet man Leute, die Wetlooken. Doch die meisten machen es heimlich. Auch ich sehe immer noch zu, dass sich unbeobachtet bin. Zuhause in der heimischen Badewanne ist es kein Problem, aber wenn es darum geht, in Klamotten zu schwimmen, wird es schwieriger.